Regelkarten: Grundlagen und Spezielle Werkzeuge

Hintergrund, Einleitung
Regelkarten visualisieren den zeitlichen Verlauf von Messgrößen, die einzeln oder in großer Zahl die hergestellten Produkte charakterisieren. Regelkarten dienen üblicherweise dem Prozessverständnis. Durch die Erhebung und statistische Auswertung der ermittelten Prozessparameter lassen sich wertvolle Erkenntnisse zur Einhaltung der Qualität von Produktions- und Dienstleistungsprozessen erzielen. So geben Regelkarten Auskunft über die Abweichungen von Prozessgrößen und sie gestatten Rückschlüsse, ob diese Abweichungen auf natürliche Schwankungen oder besondere Ursachen rückführbar sind.

Im angelsächsischen Sprachgebrauch hat sich das Thema Regelkarte als Control-Chart bzw. statistical process control (SPC) durchgesetzt. Im deutschen Sprachgebrauch wird SPC als Synonym zu Regelkarten benutzt.

Erstmalig hat der amerikanische Physiker Walter A. Shewhart bereits 1924 dieses Werkzeug entwickelt und zur Prozessoptimierung eingesetzt. Der Begriff der Shewhart-Regelkarte hat sich vielerorts durchgesetzt.

Die Überwachung und Lenkung von Produktionsprozessen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Globalisierung und damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit zwingen die Unternehmen immer effektiver und effizienter zu werden. Aus diesem Grund sind beherrschte Prozesse, entsprechend angepasste bzw. reduzierte Prüfprozesse und Prüfkosten Garanten zu Erreichung der Kostenziele. Dieser Kurs vermittelt Einblicke in die statistischen Grundlagen zum Thema SPC und beleuchtet die Anwendung und den Nutzen durch viele praxisbezogene und industrienahe Beispiele. Das Verständnis zur Anwendung von Qualitätsregelkarten und die Interpretation dieser wird einschlägig betrachtet und vermittelt. Durch diese Vorgehensweise werden Schwächen im Prozess sichtbar und diese Erkenntnisse fließen in die Optimierung ein.

Das 2-tägige Seminar
Das 2-tägige Seminar befasst sich am ersten Tag zunächst mit den Grundlagen zu Regelkarten und erläutert, wann Prozesse in Kontrolle / außer Kontrolle und fähig / nicht fähig sind. Die Teilnehmer erstellen mit einer geeigneten Software (Minitab®) Regelkarten für normal-verteilte Prozessdaten auf Basis praxisnaher Beispiele und führen gemeinsam mit dem Trainer Bewertungen der Ergebnisse durch. Damit lassen sich folgende Fragen beantworten:

  • Wann muss in den Prozess eingegriffen werden, um Ausschuss zu verhindern?
  • Was passiert, wenn zu früh oder bei natürlichen Abweichungen in den Prozess eingegriffen wird?
  • Welche Regelkarten sind geeignet, um eine durchgeführte Prozessverbesserung aussagekräftig zu dokumentieren und zu visualisieren?
  • Was sind Spezifikationsgrenzen? Was sind Eingriffsgrenzen?
  • Was sind Stichproben in rationalen Untergruppen und wie können diese zur Bestimmung der Kurz- und der Langzeitstreuung eingesetzt werden?
  • Was ist ein Kontrollplan und wofür wird dieser sinnvoll eingesetzt?

Anschließend werden Tipps und Hinweise zum richtigen Umgang, aber auch zu Fehlern und Fallstricke gegeben. Das Werkzeug Regelkarte wird in Bezug zur Messsystemanalyse (MSA) und zur Prozessfähigkeitsanalyse (PFA) gesetzt.

Am Tag 2 werden spezielle Themen behandelt. In der beruflichen Praxis kommt es recht häufig vor, dass die Prozessdaten nicht normal-verteilt sind (Ausbeuten, Durchlaufzeiten, etc.). Oft liegen Daten in gezählter Form vor: Anzahl Fehler, fehlerhafte Einheiten. Für diese Fälle gibt es spezielle Regelkarten zur Prozessvisualisierung.

Für besonders empfindliche Prozesse (Lebensmittel, Chip-Fertigung, sicherheitsrelevante Produkte, etc.) müssen unter Umständen bereits kleine Abweichungen erkannt werden. Hierfür werden Regelkarten des gleitenden Mittelwertes mit und ohne Wichtung (MA-, EWMA-, CUSUM-Regelkarten) eingesetzt.
Abgerundet wird das 2-tägige Seminar mit Regelkarten für mehrere Output-Variablen, die miteinander verbunden sind, sowie für seltene Ereignisse.

WichtigDiese Veranstaltung besitzt aktuell kein Terminangebot. Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse.
Inhalt

  • Einführung in die statistische Prozesskontrolle mit Regelkarten
  • Nutzen und Grenzen von Regelkarten
  • Das Ziel: fähige und kontrollierte Prozesse
  • Regelkarten für normal-verteilte Daten: X(quer)-, I/MR-Regelkarte
  • Regelkarten für nicht normal-verteilte Daten: Datentransformation
  • Regelkarten für attributive Daten: p-, np-, c-, u-Regelkarte
  • Spezielle Regelkarten für spezielle Anforderungen
    - Regelkarte der gleitenden Durchschnitte; mit und ohne Wichtung (EWMA)
    - CUSUM-Regelkarte
    -multivariate Regelkarte (wenn mehrere Outputs vorliegen)
    - Regelkarten für seltene Ereignisse: g-, und t-Regelkarte
  • Alternativen zu Regelkarten
  • Fallstricke und Fehlschlüsse
  • Hinweise zur Messsystemanalyse und Prozessfähigkeitsanalyse
  • Beispiele aus der Praxis mit geeigneter Software (Minitab®)

Der Nutzen des Einsatzes von Regelkarten liegt klar auf der Hand: Neben der Dokumentation von Prozessen können oftmals Abweichungen und Verschiebungen der Zielgrößen erkannt werden, bevor Ausschuss entsteht.

Leistungsumfang

  • 2 Tage
  • ausführliche Schulungsunterlagen in gedruckter Form
  • praxisnahe Beispiele mit Datensätzen aus Forschung, Entwicklung, Produktion, QS
  • Fotodokumentation der vorgestellten Flipcharts & Workshops

Nutzen

  • Sichere Erkennung von Abweichungen in den Zielgrößen bevor Ausschuss entsteht
  • Sichere Unterscheidung zwischen natürlicher und nicht natürlicher Streuung
  • Nutzung der Ergebnisse zur Prozessoptimierung

Teilnehmerkreis

  • Ingenieure
  • Meister aus Produktion,
  • Produktionsleiter
  • Mitarbeiter der Qualitätssicherung
  • sowie alle Personen, die sich für Regelkarten interessieren.
  • Teilnehmergebühr
    Die Teilnehmergebühr beträgt 1.150,00€ (netto)